IDEOLOGIEN
3. Juni – Verlängert bis 9. Januar 2022
Speziell die Fotografie als Medium von Bildlichkeit ist in ihrer Genese eng verbunden mit der imperialen Industrialisierung der westlichen Nationalstaaten und mit der Kolonialisierung des afrikanischen Kontinents im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Der Nachhall von Fotografien aus dieser Zeit ist Ausdruck einer permanenten unbewussten, aber ebenso manipulativ eingesetzten bewussten Reproduktion von Mythen und negativistischen Darstellungen dieses Kontinents. Deshalb braucht es heute andere Blicke, eine andere Kunstpraxis und andere Akteur:innen im Bereich der Fotografie und der artverwandten Bildmedien.
Die im Museum Angewandte Kunst gezeigten fotografischen und filmischen Arbeiten, befassen sich direkt oder indirekt mit den historischen Missbräuchen und dem Medienbild „Afrikas“. Yagazie Emezi, Mohau Modisakeng und Yves Sambu präsentieren eine aus den afrikanischen Gesellschaften heraus geführte Auseinandersetzung mit Geschlecht, Armut, Schönheit, Körper, Identität und den Folgen von Rassismus für den einzelnen Menschen und die Gemeinschaft.
Yagazie Emezi (* 1989, Aba, NG) fordert mit ihrer Fotoserie „The Beauties of West Point" jenes Bild von Schönheit heraus, dass die Globalisierung und damit ein zumeist westeuropäisches Medienbild als Standard definiert. Mit „Consumption of the Black Model" hinterfragt und untersucht sie, wie Körper von Fotograf_innen einerseits dramatisiert werden können und anderseits den westlichen Blick bedienen.
In Mohau Modisakengs (* 1986, Soweto, SA) Filmen, großformatigen Fotodrucken, Installationen und Performances beschäftigt er sich mit den Folgen von Rassismus für die Gesellschaft, die Gemeinschaft und den Körper sowie der Militarisierung und den tiefen Spaltungen Südafrikas während und nach der Apartheid. Material, Metapher und der Schwarze Körper sind die Werkzeuge, mit denen er den Einfluss der gewalttätigen Geschichte Südafrikas untersucht.
Yves Sambus (*1980, Lukula, COD) Projekt „Vanitas" besteht aus einer Serie von Fotografien, die sich mit „La Sape“ und den kongolesischen „Sapeurs“ (Dandies) befassen: bunt und luxuriös, zumeist in westeuropäische Luxusmarken gekleidete Männer, die durch die Straßen von Kinshasa flanieren. Indem Sambu die zu Porträtierenden auf Friedhöfen posieren lässt, schafft er einen künstlichen Bildraum des Seins und Erscheinens, fernab der Orte ihres eigentlichen Auftretens.
Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt
Mo | geschlossen |
Di | 12 - 18 Uhr |
Mi | 12 - 20 Uhr |
Do - So | 10 - 18 Uhr |